Zusammenfassung Masterarbeit Katrin Rebekka Weidner
Einfluss von Probenentnahmeschema und Compliance auf die Abschätzung individueller PK/PD-Parameter von Sunitinib
In dieser Arbeit wurde der Einfluss des Probenentnahmeschemas und der Compliance auf die Abschätzung individueller PK/PD-Parameter von Sunitinib untersucht. Sunitinib gehört zu den peroral applizierbaren Tumortherapeutika. Als Multi-Tyrosinkinase-Inhibitor hemmt es die Tumorzellproliferation und Angiogenese und ist zur Behandlung von drei verschiedenen Tumoren zugelassen.
Um den Einfluss des Probenentnahmeschemas auf die Abschätzung der AUC und der terminalen Halbwertszeit zu untersuchen, wurden Konzentrationszeit-Verläufe von 1000 Patienten simuliert. Dabei wurde ein Therapiezyklus über den in der Praxis üblichen Zeitraum von 6Wochen angenommen. In den ersten vierWochen erhielten die Patienten täglich 50 mg Sunitinib. In den folgenden zwei Wochen wurde kein Sunitinib eingenommen (4/2-Schema). Die Evaluierung erfolgte durch Abschätzung der AUC sowie der terminalen Halbwertszeit auf der Grundlage verschiedener Probenentnahmezeitpunkte und einer variierenden Anzahl an Probenentnahmen. Es konnte gezeigt werden, dass die Wahl der Probenentnahmezeitpunkte abhängig von der Wahl des zu bestimmenden Parameters ist. Des Weiteren wurde deutlich, dass eine größere Anzahl an Messpunkten nicht zwingend mit einer höheren Präzision und Richtigkeit verbunden ist.
Um den Einfluss der Compliance auf die Abschätzung der pharmakokinetischen Parameter Verteilungsvolumen, AUC und Clearance zu beschreiben, wurden ebenfalls Daten von 1000 Patienten im 4/2-Schema mit jeweils unterschiedlichen Complianceraten (20-100 %) simuliert. Wenn die Compliance der Patienten unbekannt ist und fälschlicherweise von einer korrekten täglichen Einnahme ausgegangen wird, werden Verteilungsvolumen, AUC und Clearance zu hoch abgeschätzt. Es konnte gezeigt werden, dass für die korrekte Abschätzung der pharmakokinetischen Parameter die Kenntnis der genauen Einnahmezeitpunkte von großer Bedeutung sind.
Da Hypertonie eine unerwünschte Arzneimittelwirkung bei der Behandlung mit Sunitinib ist, wurde die Abhängigkeit der Blutdruckerhöhung von der Compliancerate simuliert. Auch hier wurden Daten von 1000 Patienten im 4/2-Schema simuliert und der Blutdruck wurde als pharmakodynamischer Parameter in Abhängigkeit von verschiedenen Complianceraten abgeschätzt. Dabei wurde eine Blutdruckerhöhung von der Baseline in Abhängigkeit von der Compliancerate gefunden. Mit steigender Compliancerate nimmt die Blutdruckerhöhung zu. Der diastolische Blutdruck verändert sich dabei stärker als der systolische Blutdruck.
Um den Einfluss bekannter Complianceraten auf die Modellparameter zu zeigen, wurden Modellabschätzungen bei bekannter und unbekannter Compliance verglichen. Mit Kenntnis der tatsächlichen Einnahmezeiten bei bekannter Compliance kann eine Verringerung des Restfehlers im Modell und eine bessere Abschätzung der Populationsparameter erzielt werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine genaue Abschätzung der pharmakokinetischen Parameter von Sunitinib abhängig vom richtigen Probenentnahmeschema ist. Dabei sollte der Probenabnahmezeitpunkt auch von den abzuschätzenden Parameter abhängig gemacht werden. Die Kenntnis genauer Einnahmezeitpunkte ist sowohl für die Abschätzung individueller pharmakokinetischer Parameter, als auch für die Abschätzung pharmakodynamischer Parameter von großer Bedeutung. Bei den Modellparametern ist ebenfalls eine bessere Abschätzung durch bekannte Compliancedaten möglich. Somit ist die Erfassung der genauen Einnahmezeitpunkte der Patienten bei der Therapie mit Sunitinib wichtig und kann z.B. durch den Einsatz von MEMS®-Dosen ermittelt werden.