Zusammenfassung Masterarbeit Daniel Wirtz
Medikationsanalysen bei Patienten mit Kopf-Hals-Karzinom
Das Ziel der Arbeit bestand darin, Art und Häufigkeit von arzneimittelbezogenen Problemen (ABP) bei Patienten mit Kopf-Hals-Karzinom, die mit kombinierter Radiochemotherapie behandelt wurden, auf Grundlage einer Medikationsanalyse zu beschreiben.
Für die retrospektive Auswertung standen Medikationsdaten, klinische Daten und die mittels PRO-CTCAE-Fragebögen erhobene Symptomlast über 6 Chemotherapiezyklen von 26 Patienten zur Verfügung. Zur einheitlichen Durchführung der Medikationsanalyse wurden verschiedene Arbeitsmaterialien entwickelt. Diese umfassten einen Leitfaden, eine Dokumentationsdatei für potentielle arzneimittelbezogene Probleme (DopAP), ein Patientenstammblatt und eine Datei mit Grenzwerten für Labordaten in der Onkologie. Die Antworten der PRO-CTCAE-Fragebögen wurden linear transformiert. Für die Medikationsanalyse wurden nur Symptome mit einem Score ≥ 75 % berücksichtigt, was einer schwerwiegenden Toxizität entspricht.
Die Symptomlast der Patienten nahm über den Beobachtungszeitraum zu. Vor allem Symptome wie schwerwiegende Mundtrockenheit, Fatigue und Schluckbeschwerden traten häufig auf. Diese Symptome sind kaum durch supportive Maßnahmen kontrollierbar, bedeuten aber eine starke Beeinträchtigung der Lebensqualität für die Patienten. Nausea, Emesis und Diarrhoen traten durch umfassenden Einsatz der Supportivtherapie kaum auf.
Die Anzahl aller detektierten ABP lag im ersten Zyklus bei 198 und stieg auf 309 im sechsten Zyklus. Der Median stieg von 7 ABP auf 12 ABP. Dabei zeigte sich eine starke Korrelation zwischen der Anzahl detektierter ABP und der Anzahl eingenommener Arzneimittel. Mit ca. 50 % waren Interaktionen die häufigsten detektierten ABP, weitere ABP hatten einen Anteil von weniger als 15 %. Die meisten ABP waren mit Arzneistoffen der Supportivtherapie, vor allem Dexamethason, assoziiert. Die Tumortherapie löste abgesehen von Nebenwirkungen nur sehr wenige ABP aus. Die Anzahl detektierter ABP war um ein Vielfaches höher als in der Literatur aus prospektiven Studien beschrieben. Die Unterschiede ergeben sich daraus, dass in dieser Arbeit keine Relevanzbewertung durchgeführt werden konnte und daher jedes potentielle Problem gezählt wurde. Die Symptomlast ergänzt als Informationsquelle die klinischen Daten, da damit der Einsatz der Supportivtherapie bewertet werden kann.
Die Ergebnisse zeigen die Praktikabilität des entwickelten Leitfadens und der Arbeitsmaterialien zur Medikationsanalyse bei onkologischen Patienten unter Einbeziehung der Symptomlast. Eine Relevanzbewertung kann jedoch nur bei Einsatz im Klinikalltag erfolgen. Auf diese Weise kann die Medikationsanalyse einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit bei onkologischen Patienten leisten.