Zusammenfassung Masterarbeit Ursula Konnerth
Entwicklung eines Messinstrumentes zur Erfassung der Wahrnehmung der Arzneimitteltherapiesicherheit bei Krebspatienten
Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS), Arzneimittelrisiken und arzneimittelbezogene Probleme (ABP) spielen im Gesundheitswesen eine sehr wichtige Rolle. ABP erschweren oft die Therapie und können schwerwiegende Folgen haben. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich mit der Identifizierung von ABP zu beschäftigen, um die Häufigkeit von arzneimittelbezogenen Risiken herabzusetzen und die AMTS zu erhöhen. Bis jetzt waren Patienten zumeist nur passiv am Therapieprozess beteiligt. Der in dieser Arbeit entwickelte Fragebogen soll Patienten in die Entscheidungen für ihre Therapie und Betreuung einbeziehen.
Ziel dieser Arbeit war es, ein Messinstrument zur Erhebung der Wahrnehmung arzneimittelbezogener Risiken und dem Bedarf an entsprechenden Maßnahmen für Krebspatienten zu entwickeln und auf seine Anwendbarkeit überprüfen.
Der entwickelte Fragebogen besteht aus zwölf Items, zehn generischen Items auf zwei Subskalen (Subskala 1: Risikoeinschätzung aus Patientensicht; Skala 2: Maßnahmenbedarf aus Patientensicht) und zwei krebsspezifischen Items. Die zwölf Items erheben die Wahrnehmung von fünf arzneimittelbezogenen Problemen aus Sicht von Krebspatienten: Non-Compliance, falsche Dosierung, Notwendigkeit der Therapie, Wechselwirkungen und unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW). Weiterhin werden soziodemographische und krankheitsbildbezogene Angaben abgefragt. Vor der Hauptbefragung wurde der Fragebogen vorgetestet.
Es wurden 500 Fragebögen in drei Krankenhäusern, zwei Selbsthilfegruppen und einer onkologischen Praxis ausgeteilt. An der Befragung konnten alle Krebspatienten, unabhängig von ihrer Krebsart, teilnehmen. Zur Bestimmung der Reliabilität des Fragebogens wurden Itemgüte, Testgüte und Skalentauglichkeit untersucht. Zur Untersuchung des Einflusses der unabhängigen Variablen (Alter, Geschlecht, Arzneimittelanzahl, Anzahl Jahre seit der Erstdiagnose, Anzahl Jahre seit Beginn der medikamentösen Krebstherapie, weitere Erkrankungen) auf die Skalen und die Items wurden multiple lineare und ordinale Regressionsanalyse durchgeführt.
330 Fragebögen wurden in die Auswertung einbezogen. Anhand der Itemgüte, Testgüte und Skalentauglichkeit konnte gezeigt werden, dass der Fragebogen reliabel ist. Insgesamt wurden arzneimittelbedingte Risiken von Krebspatienten eher als gering eingeschätzt, mit Ausnahme von UAW und Wechselwirkungen. Der Maßnahmenbedarf wurde hingegen höher eingeschätzt. Die meisten Befragten wünschten sich, dass ihre Arzneimitteltherapie regelmäßig auf die richtige Dosierung, auf ihre Notwendigkeit, auf UAW und Interaktionen überprüft wird.
Die multiple lineare Regression ergab, dass die Faktoren „Anzahl Jahre seit Beginn der medikamentösen Therapie“ und „Weitere Erkrankungen“ einen signifikanten Einfluss auf Skala 1 (Risikoeinschätzung aus Patientensicht) haben. Skala 2 (Maßnahmenbedarf aus Patientensicht) wird vom Faktor „Weitere Erkrankungen“ signifikant beeinflusst. Die entsprechenden Regressionsmodelle eignen sich jedoch nicht zur Vorhersage der Risikowahrnehmung im Einzelfall.
Der Fragebogen ist ein geeignetes Messinstrument zur Bedarfsermittlung für eine Population und den einzelnen Patienten, denn er erhebt nicht nur die Risikoeinschätzung und den Maßnahmenbedarf global, sondern er differenziert, in welchen Bereichen Patienten Schwierigkeiten sehen und wo sie Unterstützung brauchen. Wenn die krebsspezifischen Items weggelassen werden, kann der Fragebogen auch für andere Erkrankungen eingesetzt werden.
Die gewonnenen Erkenntnisse zur Wahrnehmung der AMTS aus Patientensicht können dazu beitragen, diese zu verbessern.