Zusammenfassung Masterarbeit Nigina Zimmermann
Einfluss des Skelettmuskelindex auf Pharmakokinetik und Toxizität von Fluorouracil
In der Literatur gibt es Hinweise, dass der Ernährungszustand Einfluss auf die Verträglichkeit von medikamentösen Tumortherapien hat. In dieser Arbeit wurde der Muskelzustand als mögliche Einflussgröße auf die Pharmakokinetik und Toxizität von Fluorouracil (5-FU) untersucht. Die Studienpopulation umfasste 112 Patienten mit einer 5-FU-basierten Chemotherapie, die durch ein Therapeutisches Drug Monitoring (TDM) begleitet wurde. Routinemäßig erhobene computertomographische Bilder wurden zur Vermessung abdomineller Skelettmuskelflächen und zur Berechnung von insgesamt vier Skelettmuskelindices (SMIs) genutzt (Psoas, Rückenmuskulatur, und Gesamtmuskulatur mit der Hounsfield-Methode sowie Gesamtmuskulatur mit der Segmentiermethode).
Zunächst wurde der Einfluss der SMI-Werte auf die Fläche unter der Kurve (AUC) von 5-FU mit Hilfe von Korrelationsanalysen untersucht. Zudem wurden die ermittelten SMIs in einem zuvor entwickelten populationspharmakokinetischen Modell als Kovariaten auf die Clearance von 5-FU getestet. Zur Untersuchung eines möglichen Zusammenhangs mit der Toxizität wurde der Einfluss der SMIs auf die Wahrscheinlichkeit klinisch relevanter Nebenwirkungen, definiert als CTCAE (Common Terminology Criteria for Adverse Events)-Grad ≥2, mittels logistischer Regressionsanalyse ermittelt.
Die Korrelationsanalysen ergaben lediglich Trends für eine Zunahme der AUC bei abnehmenden SMI-Werten. Die Kovariatenanalyse zeigte eine statistisch signifikante Verbesserung des populationspharmakokinetischen Modells mit einer Abnahme der unerklärten interindividuellen Variabilität der Clearance durch alle SMIs. Dabei zeigte der SMI des Rückenmuskels die größte Reduktion der interindividuellen Variabilität. Die logistische Regressionsanalyse deutet darauf hin, dass der SMI des Rückenmuskels und der Gesamtmuskulatur die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Polyneuropathie Grad ≥2 beeinflusst. Eine Zunahme des SMI Psoas reduzierte die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Fatigue-Syndroms Grad ≥2.
Die Ergebnisse dieser retrospektiven Untersuchung geben Hinweise auf einen möglichen Einfluss der untersuchten Skelettmuskelindices auf die Pharmakokinetik und Toxizität von 5-FU und eignen sich dazu, Hypothesen für zukünftige prospektive Studien zu generieren.