Zusammenfassung Masterarbeit Susanne Schwassmann
Entwicklung von Prozessindikatoren
für eine multidisziplinäre Intervention
zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit
in Alten- und Pflegeheimen
Ältere Menschen gehören aufgrund von Multimorbidität und der häufig daraus resultierenden Polymedikation sowie der veränderten Pharmakokinetik und -dynamik zu einer Risikogruppe, unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu erleiden. Diese wären in vielen Fällen durch Maßnahmen zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) vermeidbar. Ein wichtiger Schritt, dieses Ziel zu erreichen, war die Identifikation relevanter Problemfelder sowie die Entwicklung und Überprüfung der Machbarkeit einer multidisziplinären Intervention im Rahmen einer Studie zur AMTS in Alten- und Pflegeheimen. Zur Beurteilung des Implementierungsgrads der Intervention in den Heimen können Prozessindikatoren herangezogen werden. Diese bewerten die tatsächlichen Leistungen der verschiedenen Professionen im Vergleich zu den Leistungen, die entsprechend der Intervention erfolgen sollten, quantitativ. Dadurch kann untersucht werden, ob die durch die Intervention eingeführten Prozesse tatsächlich vor Ort umgesetzt werden (Prozessadhärenz) und ob dies mit der Ergebnisqualität (Reduktion der Prävalenz unerwünschter Arzneimittelereignisse) korreliert.
Ziel dieser Arbeit war es, Prozessindikatoren für die oben genannte multidisziplinäre Intervention in Heimen im Rahmen des AMTS-AMPEL-Projektes zu entwickeln und zu überprüfen. Zunächst wurde die Intervention auf qualitätsbestimmende Schritte analysiert. Für diese wurden neun Qualitätsziele abgeleitet und anschließend elf Prozessindikatoren entwickelt. Zur Sicherstellung der methodischen Qualität der Indikatoren wurden diese in einer zweistufigen, modifizierten Delphi-Befragung des Typs III von Experten aus dem Gesundheitswesen anhand von Gütekriterien bewertet. Schließlich war es das Ziel, ein Set an Indikatoren mit einer transparenten Darstellung von grundlegenden Stärken und Schwächen zu erhalten. Zur Bewertung der Indikatoren wurde die RUMBA-Regel („Relevanz“, „Verständlichkeit“, „Messbarkeit“, „Beeinflussbarkeit“ und „Erreichbarkeit“) genutzt. Mit Hilfe des QUALIFY-Instruments wurde ein Fragebogen entwickelt. Zur Bewertung der einzelnen Gütekriterien wurde jeweils eine verbalisierte Likert-Skala vorgegeben. Zusätzlich konnten Kommentare abgegeben werden. Es wurden 21 Experten rekrutiert, davon am AMTS-AMPEL-Projekt Beteiligte (Interne) und Unbeteiligte (Externe). Darunter waren Apotheker, Ärzte, Pfleger und „Sonstige” (Gesundheitswissenschaftler / -ökonom, Soziologe). Insgesamt wurden zwei Bewertungsrunden durchgeführt. In der ersten Runde wurden die Indikatoren von den 19 teilnehmenden Experten insgesamt positiv bewertet. Am kritischsten wurde das Kriterium „Erreichbarkeit“ gesehen. Für die zweite Runde wurde ein Feedback mit den Ergebnissen der ersten Bewertungsrunde erstellt. Auf dessen Grundlage bewerteten 16 Experten die Dimensionen der jeweiligen Indikatoren erneut, denen in der ersten Runde nicht mit > 80 % Übereinstimmung zugestimmt wurde. Nach der zweiten Bewertungsrunde wurden acht der elf Prozessindikatoren in das Prozessindikatoren-Set aufgenommen und grundlegende Stärken und Schwächen transparent gemacht. Damit stehen nun Prozessindikatoren zur Verfügung, mit denen die Prozessqualität der multidisziplinären Intervention zur Verbesserung der AMTS in Alten- und Pflegeheimen überprüft werden kann.